Jedes Jahr werden unzählige Wohnungen und Häuser renoviert, weil sie abgewohnt sind oder den Ansprüchen der Nutzer nicht mehr entsprechen. Gerade die Objekte, die 40 oder 50 Jahre alt sind, müssen aus baubiologischer Sicht besonders behandelt werden.
Was hat sich in den vergangenen 20 Jahren verändert? „Vieles", meint Detlef Blöbaum, Baubiologe und Sachverständiger, „denn durch Baumaßnahmen, die die äußere Hülle eines Hauses vor Wärmeverlusten schützen sollen, werden nahezu luftdichte Gebäude geschaffen. Das führt häufig zu fatalen Folgen, die in ihrer Bedeutung bisweilen unterschätzt werden. Durch moderne Wärmeschutzmaßnahmen leben die Bewohner eines Hauses nach einer Renovierung häufig in Räumen mit hoher Schadstoffkonzentration.“ Gründe dafür? Früher seien viele Stoffe in Baumaterialien verwendet worden, deren Giftigkeit und Schädlichkeit erst viel später erkannt wurde. Blöbaum: „Und somit bei einer Sanierung beseitigt werden sollten.“
Zu den schleichenden Krankmachern zählen, so der Fachmann, unter anderem Biozide und Insektizide. Sie wurden als Holzschutzmittel eingesetzt. Pyrethroide sind häufig in Bodenbelägen zu finden. In brennbaren Materialien oder elektrischen Geräten seien oft Flammschutzmittel enthalten, die unter Umständen gesundheitsschädlich sind. Sie sollen den Brand verlangsamen oder einschränken. Polycyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sind in Bitumen-Anstrichen oder Abdichtungen zu finden. Beachtet werden sollten ferner die leichtflüchtigen Stoffe, wie beispielsweise Aldehyde oder die Nachfolger des Formaldehyds, die Isocyanate. Blöbaum: „Diese Stoffe sind häufig in Spanplatten oder anderen verklebten Materialien und Möbeln enthalten.“
Außer den ausgasenden und den schwerflüchtigen Stoffen gelte es zudem auf die faserigen Materialien wie Asbest und KMF (künstliche Mineralfaser) zu achten. Einige der genannten Stoffe seien sogar krebserregend. „Die aufgezählten Stoffe sind inzwischen in Deutschland strengstens verboten“, fügt Blöbaum an.
„Diese Belastungen müssen erkannt und entfernt werden, so dass keine giftigen und allergenen Stoffe in der Raumluft vorhanden sind. Die Renovierung ist der optimale Zeitpunkt, um sich mit den möglichen Belastungen auseinanderzusetzen und die mutmaßlichen Schadstoffe zu entfernen, bevor sie Gesundheitsschäden verursachen." so Blöbaum.
Die meisten der schädlichen Stoffe seien besonders in den 60er bis 90er Jahren eingebaut worden. Verboten wurden sie oft erst nach massiven Gesundheitsproblemen der Anwender. Beispiele: Asbest ist seit 1993, schwachgebundenes Asbest schon seit 1982 verboten, Formaldehyd darf seit 1986 nur in sehr geringen Konzentration in Endprodukten vorhanden sein, PCP (Pentachlorphenol)/Lindan sind seit 1989 im Verkauf verboten.
Als Baubiologe empfiehlt der Fachmann:
„Vor dem Ausbau verdächtiger Materialien sollte man möglichst Analysen auf Schadstoffe durchführen lassen und möglicherweise persönliche Schutzmaßnahmen treffen.“
Ein Blick in die Zukunft, also in die Zeit nach der Renovierung: Als Wandbeschichtungen eignen sich besonders gut natürliche und atmungsaktive Materialien (Kalk-, Lehm- oder Silikatfarben). Für den Bodenbereich solle der Verbraucher besser auf Linoleum-, Kork-, Fliesen- oder Parkettfußböden zurückgreifen.
Eine Renovierung biete sich ferner sehr gut für eine Bestandsaufnahme bzgl. der Elektroinstallation - Belastungen durch Elektrosmog - an. Blöbaum: „Es ist eine Tatsache, dass an den meisten Bettplätzen eine höhere Elektrosmog-Belastung herrscht, als an einem Arbeitsplatz erlaubt wäre. Häufig bewirken kleine Maßnahmen bei einer Renovierung schon Abhilfe.“ Der Sachverständige aus Bad Oeynhausen empfiehlt Materialien mit guter Ökobilanz zu wählen. Natürliche Materialien wirken sich unmittelbar positiv auf das Wohlbefinden der Nutzer in einer frisch renovierten Wohnung aus.