Mittwoch, 11. Januar 2012

Schimmelpilzwachstum, Ursachen, Vorgehensweise bzgl. Analytik

Gibt es Schimmel in einer Mietwohnung, kommt es automatisch zur Schuldfrage. Meistens wird dem Mieter vorgeworfen, dass er nicht richtig lüftet. Der Mieter wiederum erklärt, „dass das Wohnverhalten korrekt sei, es handele sich um einen Baumangel“. Aus wirtschaftlicher Sicht sollte spätestens zu diesem Zeitpunkt eine Ursachenanalyse durchgeführt werden, so Blöbaum. Der Sachverständige für Schimmelpilze in Innenräume, ist der Meinung, dass das Wort eines unabhängigen Sachverständigen vor Ort Wunder bewirken kann. Es können häufig falsche Denkweisen richtig gestellt werden und ein falsches Wohnverhalten mittels Langzeitaufzeichnungen, korrigiert werden. Sollte es sich nicht um ein falsches Lüftungs- und Heizverhalten handeln, so kann der Sachverständige Lösungen ermitteln um eine Schimmel freie Wohnung zu bekommen und dauerhaft Ruhe einkehren zu lassen. Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist es besser, wenn nicht erst der Richter entscheiden muss wer die Kosten trägt.

Folgende Beispiele sollen zeigen welche unterschiedlichen Gründe zum Schimmelpilzwachstum führen können.
Bedingt durch wirtschaftliche Gesichtspunkte kommt es häufig durch mangelnde Kenntnis oder Halbwahrheiten zu einem schlechten Heizverhalten oder auch zu einer falschen Bewohnung. Es werden zwangsläufig die notwendigen Grundlagen für Schimmelpilze geschaffen. Die wichtigste Grundlage für Schimmelpilze ist die Feuchtigkeit, sie wird u.U. durch falsches Nutzerverhalten hervorgerufen. Geringe Raumlufttemperaturen senken die Aufnahmefähigkeit von Feuchtigkeit in der Raumluft. Des Weiteren kühlen die Bauteiloberflächen durch geringe Raumlufttemperaturen aus und es kommt zum Kondenswasserausfall an den zu kühlen Bauteilen.
Vor den Wänden befinden sich auch gelegentlich Möbel, Gardinen oder Bilder die die Wände auskühlen lassen. Durch Einrichtungsgegenstände vor den Außenwänden kommt es zum konvektionsstau, die warme Raumluft kann nicht bis an die Bauteiloberflächen vordringen und sie erwärmen. Es kommt in diesem Fall zu einem Kondenswasserausfall, die überschüssige Feuchtigkeit in der Raumluft wird an den kühlen Bauteilen abkühlen und der Wasserdampf wird sich in freies Wasser umwandeln.
Auch falsche Wandbeschichtungen unterstützen häufig die zu hohe Wasseraktivität an den Bauteilen. Diffusionsgeschlossene Materialien (z.B. Vinyl- u. Vliestapeten, Latexfarben) verhindern die Aufnahme und den Ausgleich von Feuchtigkeitsspitzen im Wohnraum.
Typische Ursachen für Schimmelpilze im Keller treten häufig im Sommer in Erscheinung. Durch geöffnete Kellerfenster im Sommer kommt es zu hohe Feuchtigkeitseinträge im Kellerraum. Die warme Außenluft ist angereichert mit Feuchtigkeit, durch die geöffneten Kellerfenster dringt die warme Außenluft nun in den kühlen Kellerraum ein und kühlt an den kalten Bauteilen ab. Hierdurch entsteht eine zu hohe Wasseraktivität an den Bauteilen die häufig zur Schimmelpilz-Bildung führt.
In älteren Gebäuden wird häufig als erste Energiesparmaßnahme ein Austausch der Fenster vorgenommen. Der Fensteraustausch alleine ist in den meisten Fällen eine Grundlage für Schimmelpilzwachstum. Die älteren Gebäude waren nicht für Fenster mit den heutigen Dämmwerten geschaffen. Der Ort der Taubildung des überschüssigen Wassers aus der Raumluft, der früher die Fensterscheibe war, verlagert sich nun auf die kühlsten Bauteilflächen, welches meist die Wärmebrücken an Außenwände sind. Außerdem sind die neueren Fenster wesentlich dichter und mindern den natürlichen Luftwechsel. Bedingt durch die immer dichteren Wohnungen fehlt es am nötigen Mindestluftwechsel. Hier muss nötigenfalls technische Unterstützung eingesetzt werden. Durch die baulichen Veränderungen z.B. durch die neuen Fenster müssen zwangsläufig auch Mindesttemperaturen an den Außenwänden gegeben sein, um den Hygienischen Feuchteschutz zu gewährleisten. Außer bauphysikalische- und Lüftungstechnische Ursachen sind auch häufig falsch ausgeführte bauliche Veränderungen oder falsche, defekte oder nicht vorhandene Abdichtungen die Ursache. Bei älteren Häusern besteht zum großen Teil keine Horizontalsperre im Mauerwerk, dies wiederum beutet das nach baulichen Veränderungen die Feuchtigkeit aus dem Erdreich im Mauerwerkaufsteigt. Verschiedene unzählige Möglichkeiten die die Ursache für Feuchtigkeitsschäden bilden kommen u.U. in Frage. Es ist immer ratsam einen sachkundigen mit der Ursachenanalytik zu beauftragen.

Auswirkungen auf die Gesundheit
Menschen die in Schimmelpilzbelasteten Räumen leben, klagen häufig über Rhinitis (Heuschnupfen ähnliche Symptome), gerötete Augen, Rachenbeschwerden oder Atemwegsbeschwerden.
Studien ergeben Hinweise auf einen Zusammenhang von Atemwegsbeschwerden und Schimmelpilzen. Auch toxische Wirkungen von Schimmelpilzen auf den Menschen sind möglich, häufig sind gerötete Augen die Folge. Die toxischen Wirkungen sind meist in hoch belasteten Räumen mit speziellen Spezies festgestellt worden. Manche Schimmelpilze sind in der Lage, allergische Reaktionen auszulösen. In seltenen Fällen sind auch infektiöse Folgen an immungeschwächten Menschen festgestellt worden.

Lt. Umweltbundesamt geben epidemiologische Studien Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Schimmelpilzexposition und gesundheitlichen Beschwerden, doch wissenschaftlich abgesicherte Aussagen über eine Dosis-Wirkungsbeziehung können nicht getroffen werden. Folge dessen muss bei einem schimmelpilzbefallenem Innenraum nicht zwangsläufig von einer gesundheitlichen Bedrohung ausgegangen werden, jedoch besteht die Möglichkeit einer mikrobiellen Belastung.
Bewertung von Materialien mit Schimmelpilzbewuchs, nach dem Umweltbundesamt
Kategorie 1(Kleiner 20cm²): Normalzustand bzw. geringfügiger Schaden. Keine Maßnahmen durch Sachkundige erforderlich.
Kategorie 2(Kleiner 0,5m²): Geringer bis mittlerer baulicher oder nutzungsbedingter Schaden. Die Freisetzung von Pilzbestandteilen sollte unmittelbar unterbunden, werden und die Ursachen sollte mittelfristig ermittelt und saniert werden. Immungeschwächte Personen sollten nicht tätig werden und die Räume meiden.
Kategorie 3(Größer 0,5m²): Großer baulicher oder nutzungsbedingter Schaden. Die Freisetzung von Pilzbestandteilen sollte unmittelbar unterbunden werden. Die Ursache des Schadens ist kurzfristig zu ermitteln und zu beseitigen. Die Betroffenen sind auf geeignete Art und Weise über den Sachstand zu informieren, eine umweltmedizinische Betreuung sollte erfolgen. Nach abgeschlossener Sanierung sollte der Sanierungserfolg durch geeignete mikrobiologische Nachweisverfahren überprüft werden. Eine „Freimessung“ ist zum Nachweis, dass keine erhöhten Schimmelpilzkonzentrationen vorhanden sind, durchzuführen.

Kurzfristige Hilfe beim Schimmelpilzbefall
Bei einer nicht unverzüglich umzusetzenden Sanierungsmaßnahme sollte folgendes beachtet werden.
Die befallenen Stellen müssen übergangsweise, von einer fachlich ausgebildeten Person behandelt werden. Es müssen Sporenbinder aufgetragen werden um eine Verwirbelung und Sporenverbreitung zu vermeiden. Möglicherweise reicht es auch, als mittelfristige Lösung, die befallenen Flächen mit 70 Prozentigem Alkohol abzutupfen. Weitere Möglichkeiten sind die befallenen Stellen übergangsweise mit einer Folie abzudecken oder abzukleben? Diese Punkte sollte jedoch der Sachverständige vor Ort entscheiden.
Ist der Schimmelpilz entfernt und gebunden, kann die Feuchtigkeit am Bauteil und in der Raumluft mit optimiertem Heizen und Lüften minimiert und somit auch der Neuentstehung von Schimmelpilzen vorgebeugt werden.

Regeln für die Entfernung von Schimmelpilz
• Schimmelpilze nicht mit bloßen Händen berühren ->Schutzhandschuhe tragen
• Schimmelpilzsporen nicht einatmen -> Mundschutz tragen
• Schimmelpilzsporen nicht in die Augen gelangen lassen -> Staub- / Schutzbrille tragen
• Schimmelpilze dürfen nicht trocken abgebürstet werden.
• immer feucht, am besten mit 70% Alkohol abwischen.
• Falls zur Reinigung eine Staubsauger einsetzt wird, nur Spezialsauger mit HEPA-Filter einsetzen.
• Nach Beendigung der Sanierung -> duschen und Kleidung waschen
• Voraussetzung ist ein gesundes Immunsystem des Anwenders
• Der in alten Hausmitteln empfohlene Essig ist nicht sinnvoll, da der PH-Wert in kalkhaltigen Baumaterialien neutralisiert wird und dann einen organischen Nährstoff bildet. Zur Verwendung von Fungiziden oder Chlor-Chemie wird wegen der Giftstoffe im Innenraum ebenfalls nicht geraten.

Anforderungen an den Sachverständigen
Die Untersuchung von Mikroorganismen (Schimmelpilze) im Innenraum ist eine Interdisziplinäre Arbeit die nur von qualifizierten und geschulten, Sachverständigen erfolgsversprechend geleistet werden kann.
Auftraggeber sollten sich vergewissern, dass die Dienstleister oder auch Sachverständige entsprechende Qualifikationen haben und Ihre Tätigkeit nach Qualitätsstandards ausüben.


Telefon: 05731 7 555 30
E-Mail: info@bloebaum-baubiologie.de
Web: www.bloebaum-baubiologie.de

© SachverständigenBüro Blöbaum • Dehmer Straße 85a • 32549 Bad Oeynhausen •

Quellenverzeichnis: Leitfaden zur Vorbeugung, Untersuchung, Bewertung u. Sanierung von Schimmelpilzwachstum in Innenräume